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Herr der Fliegen


von William Golding

Mein erstes Buch in der Reihe „99 Bücher die man gelesen haben muss“ ist „Herr der Fliegen“. Ich habe mitbekommen, dass dies in vielen Schulen Pflichtlektüre ist und habe gedacht, es wäre ein guter Einstieg in mein Lebensleseprojekt.

Einordnung

Zunächst einmal zur zeitlichen Einordnung des Buches. William Golding veröffentlichte dieses Buch 1954. Nach einigen Seiten stellte ich fest, dass das Buch während eines Krieges spielt, welcher sich nicht explizit auf den 2. Weltkrieg benennen lässt.

Ein Flugzeug mit britischen Schuljungen stürzt über einer Insel ab. Zuerst habe ich mich gefragt, warum nur Jungen und bis auf den Piloten keine Erwachsenen an Bord gewesen sind. Vermutlich wurden diese jedoch aus dem Kriegsgebiet in eine vermeintliche sicherere Umgebung ausgeflogen.

Erhalt der Zivilisation

Doch worum geht es in dem Buch „Herr der Fliegen“? Oberflächlich betrachtet geht es nur um den Flugzeugabsturz der Jungen. Diese landen alle, augenscheinlich unversehrt, auf einer Insel. Sie versuchen zu Beginn an altbewerten Umständen der Zivilisation festzuhalten. Die Jungs bauen Hütten, überlegen sich, dass ein Signalfeuer zur Rettung beitragen würde und begeben sich auf Nahrungssuche. Außerdem wird nach einem demokratischen Prinzip ein Anführer gewählt.

Der Herr der Fliegen

Kritisch wird das Zusammenleben, sobald einer der Jungs, Jack, dem Anführer, Ralph, nicht mehr folgen will. Jack will sich hauptsächlich auf die Jagd nach den auf der Insel lebenden Schweinen begeben. Dafür vernachlässigt er seine eigentliche Aufgabe, er soll nämlich das Feuer hüten. Als dann auch noch eines der kleineren Kinder glaubt ein Monster gesehen zu haben, nimmt die Geschichte rasant an Fahrt auf. Das Monster stellt eine Bedrohung ihrer vermeintlichen Zivilisation auf der Insel dar. Es muss demnach gejagt und vernichtet werden. Sofort ist Jack Feuer und Flamme.

Die Lager beginnen sich zu spalten, sobald es um Gewaltanwendung und Verrohung der Sitten im Gegensatz zur Aufrechterhaltung der zivilen Strategien geht. Der Großteil der Jungs fühlt sich deutlich wohler, sich nicht an irgendwelche erfundenen Gesetze halten zu müssen, sondern einfach ihren Drang nach Freiheit ausleben zu können, da es auch vermeintlich keine Konsequenzen zu geben scheint.

Literarischer Nobelpreis 1983

Unter der Oberfläche geht es um viel mehr als das nackte Überleben auf der Insel. Es geht um Machtkämpfe und brutale Gewalt. Die Frage: „Sind Menschen von Natur aus böse“ wird im Laufe des Buches aufgeworfen. Gerade Kinder, die vor allem in Kriegssituationen als ein Bild der Unschuld benutzt werden, werden in „Herr der Fliegen“ verwendet um aufzuzeigen, dass Machtdemonstration auch Spaß machen kann, wenn man die Konsequenzen nicht weiter in Betracht ziehen muss.

Was passiert, wenn aus der anfänglichen, spielerischen Machtdemonstration, wie zum Beispiel einem kleineren Jungen Sand ins Gesicht zu werfen, Mobbing und am Ende tödliche Gewalt wird? Durch Ausgrenzungsmechanismen unter Androhung von schlimmer Folter wechseln die Jungen nach und nach ihr Lager, von dem zivilisatorischen Anführer Ralph zum Putschisten Jack.

Spiegel der Gesellschaft

Mittlerweile kann man nur noch die Neuübersetzung des Buches kaufen. Diese habe ich demnach auch gelesen. In der ersten Hälfte des Buches hatte ich Schwierigkeiten nachzuvollziehen, warum dieses Werk als Schullektüre verwendet wird und eines der bekanntesten literarischen Werke dieser Zeit. Als die Geschichte in der zweiten Hälfte Fahrt aufgenommen hat wurde es mir klarer. Die Verrohung der Jungen die dennoch versucht haben an der Zivilisation festzuhalten war nicht nur faszinierend zu lesen, sondern spiegelt bei weiterem Nachdenken auch einen Großteil unserer Gesellschaft wieder. Nichts destotrotz muss ich zugeben, dass ich im Nachgang des Lesens mich von der Interpretation auf folgender Seite https://www.deutschlandfunk.de/william-golding-herr-der-fliegen-unschuldige-kinder-auf-100.html inspirieren haben lasse. Ich wollte sicher gehen, dass ich den richtigen Interpretationsansatz wähle und anscheinend war ich bereits auf den roten Faden gestoßen.

TitelHerr der Fliegen
AutorWilliam Golding
Jahr1954
VerlagFischer-Taschenbuch-Verlag
Seitenzahl224
Link zum Buch

Wer „Herr der Fliegen“ noch nicht in der Schule lesen musste/durfte, sollte auf jeden Fall nochmal danach greifen. Durch den geringen Umfang, kann man damit gut etwas für seine Grundbildung tun.

Bewertung 4/5

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