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Liebe Ijeawele…

Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden


von Chimamanda Ngozi Adichie

An meinem letzten Arbeitstag vor meinem Mutterschutz hat eine sehr gute Arbeitskollegin mir das Buch „Liebe Ijeawele… Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden“ geschenkt. Sie sagte, sie schenkt dieses Buch allen werdenden Müttern, dies sei ihr Beitrag zu einer besseren Welt.

Zur Autorin

Chimamanda Ngozi Adichie wurde 1977 in Nigeria geboren. Zwischen den Zeilen kann man herauslesen, dass sie im Rahmen einer afrikanisch-orientierten Wertetradition erzogen wurde. Sie hat bereits einige feministisch orientierte Werke, wie zum Beispiel „Mehr Feminismus!“ geschrieben. Ihre Freundin Ijeawele bittet Adichie nach der Geburt ihrer ersten Tochter um Ratschläge, wie sie ein Mädchen zu einer selbstbestimmten Frau erziehen kann. Hierfür liefert Adichie fünfzehn konkrete Vorschläge, die sich auf jede Erziehung der Welt anwenden lassen, nicht nur in einem afrikanischen Wertesystem.

15 Vorschläge

Ich möchte an dieser Stelle nicht auf alle diese Vorschläge einzeln eingehen, da ich dem Buch damit nicht gerecht werden könnte. Es gibt jedoch Vorschläge für die Erziehungsberechtigten „Sei eine vollständige Person“ und für die Erziehung des Kindes „Sorge dafür, dass sie es nicht darauf anlegt zu gefallen“. Bei einigen Vorschlägen habe ich beim Lesen der Überschrift gedacht, dass sich diese aus der von mir gebildeten Vorstellung eines traditionellen afrikanischen Wertesystems beziehen, wie zum Beispiel: „Bring ihr das Lesen bei“. Sobald ich die Erklärung hinter diesem Vorschlag gelesen habe, musste ich feststellen, dass es für jede Kultur gilt. Lesen ist der Schlüssel zur Sprache und Sprache ist der Schlüssel zu einer offenen Welt. Und Lesen ist nicht gleich lesen. Viele Menschen können lesen, machen es aber nicht in ihrer Freizeit. Für mich und Paddi ist lesen jedoch eine Form der Weiterentwicklung. Es eröffnet neue Denkweisen. Man lernt selbstständig Informationen zu erschließen, was besser ist als wenn man diese nur vorgekaut und in leichten Happen serviert bekommt.

Einige Vorschläge haben mich meine Handlungen hinterfragen lassen oder auch schon von mir gebildete Einstellungen unterstützt. Für Letzteres kann ich den Vorschlag „Tut es gemeinsam“ anbringen. Auch ein Vater hat eine Erziehungsrolle. Mütter müssen ihnen dafür nicht dankbar sein. Die Gesellschaft muss kein gesondertes Lob aussprechen, wenn der Vater sich um Kinder oder Haushalt kümmert. Die Rolle als Eltern und die Rolle im Leben teilt sich nicht nach dem, was wir zwischen den Beinen haben, sondern nach dem, was wir daraus machen. Und auch hierbei geht es nicht um eine Hochrechnung, dass beide 50 % der Arbeit erledigen, sondern so viel, wie sich für beide gerecht anfühlt.

Denkanstoß

Innerhalb dieser Vorschläge geht Adichie nicht nur auf die Erziehung ein, sondern erläutert die gesellschaftlichen Hintergründe, warum sich dieses und jenes Denken in den Köpfen der Menschen festgesetzt hat. Allein deshalb wird vieles als gut oder schlecht angesehen, ohne konkret zu hinterfragen, woher dieses Meinungsbild kommt. Somit ist „Liebe Ijeawele…“ nicht nur ein Anstoß für eine selbstbewusstere Erziehung, sondern auch ein Denkanstoß über Feminismus und Gleichbehandlung.

Übersetzung

Der Originaltitel des Buches lautet „Dear Ijeawele, or a Feminist Manifesto in Fifteen Suggestions“. Allein wegen des Titels würde ich nochmal die englische Fassung lesen um festzustellen, ob sich hierbei die Tipps auch ausschließlich auf Frauen beziehen. Viele davon kann man jedoch auch auf Jungen / heranwachsende Männer anwenden, jedoch nicht alle. Außerdem finde ich den deutschen Titel schwierig. Wir wollen nicht nur unsere Töchter zu selbstbestimmten Frauen erziehen. Wir wollen unsere Kinder zu selbstbestimmten Menschen erziehen. Auch Männer können Feministen sein, da es hierbei im Grunde um die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern und ihren Rollen geht und nicht um ein Hervorheben eines einzelnen Genders.

Liebe Alex, ich danke dir so sehr für dieses Buch und unsere immer sehr anregenden Gespräche über Politik, Klima und natürlich über Feminismus. Dieses Buch hat mir auf jeder Seite aus der Seele gesprochen, ich habe deine Stimme dazu im Kopf gehabt. Ich werde diese Tradition von dir übernehmen und allen werdenden Müttern dieses Buch schenken, denn das ist unser Beitrag zu einer besseren Welt.

Titel Liebe Ijeawele…Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden
Autor Chimamanda Ngozi Adichie
Jahr 2020
Verlag Fischer Taschenbuch
Seitenzahl 80
Link zum Buch

Bewertung 5/5

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